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Übersetzen studieren – lohnt sich das noch?

10
Nov, 2024
Vanessa Schneider

In einer Welt, in der DeepL, ChatGPT und Co. mit nur wenigen Klicks ganze Texte übersetzen können, stellt man sich zu Recht die Frage: Warum eigentlich noch Übersetzen studieren? Ganz einfach: Weil Übersetzen mehr ist als Wörter und Wahrscheinlichkeiten.

Warum überhaupt noch übersetzen studieren?

Auf den ersten Blick machen Übersetzungen, die uns KI-Lösungen wie DeepL oder ChatGPT bieten, einen guten Eindruck. Vor allem die Geschwindigkeit überzeugt. Da können Humanübersetzer*innen nicht mithalten. Aber bei genauerem Hinsehen hapert es nicht selten an der Qualität. Denn zu einer gelungenen Übersetzung gehört viel mehr als die Übertragung von Wörtern in eine andere Sprache. 

Der Irrglaube, dass es bloß sehr gute Sprachkenntnisse braucht, um professionell in dieser Branche arbeiten zu können, wird verstärkt durch die Tatsache, dass die Berufsbezeichnung Übersetzer*in nicht geschützt ist. Doch beim Übersetzen geht es, sooft es auch von Außenstehenden unterschätzt wird, um die Übertragung von Botschaft und Wirkung von der einen in die andere Sprache – dafür genügt es nicht, Wörter eins zu eins und ohne Blick auf den Kontext auszutauschen. So steht es auch in der ISO-Norm 17100, die Anforderungen an zertifizierte Übersetzungsdienstleistungen regelt, und in diesem Zuge auch die erforderlichen Kompetenzen der Übersetzer*innen definiert.

Sprachkompetenz ist zwar unverzichtbar – aber eben auch nicht alles. Man muss sich mit einer Vielzahl weiterer Dinge auskennen: von kulturellem und fachspezifischem Wissen über Recherchemethoden und Terminologieverwaltung bis hin zu praktischen Übersetzungsstrategien. Auch technisches Know-how wird immer wichtiger: Übersetzen ist schon längst keine Sache mehr von MS Word und Wörterbuch – schon seit Jahrzehnten sind neben den üblichen Textverarbeitungsprogrammen CAT-Tools (Computer-Assisted Translation) fester Bestandteil des Prozesses. 

Alles Dinge, auf die ein Studium im Bereich Fachübersetzen vorbereitet.

Wo kann man in Deutschland Übersetzen studieren?

Der klassische Weg in den Beruf Übersetzer*in führt in Deutschland über ein Bachelor- und Masterstudium an einer Universität oder Fachhochschule. Welche Hochschule in Frage kommt, hängt davon ab, für welche Sprachenkombination(en) man sich interessiert. Englisch, Französisch und Spanisch sind überall im Angebot. Doch das Studienangebot kann auf den ersten Blick etwas verwirrend sein. Denn das klassische Fachübersetzen grenzt an weitere Übersetzungsdisziplinen, beispielsweise das Literatur- oder Medienübersetzen. Hier also ein kleiner Überblick:

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Übersetzungswissenschaft (B.A.)

Translation, Kommunikation, Sprachtechnologie (M.A.)

Sprachenangebot: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch

Besonderheiten: großes Sprachenangebot, Doppelabschlüsse möglich

Universität Leipzig

Translation (B.A.)

Translatologie (M.A.)

Sprachenangebot: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Arabisch (im M.A.); außerdem im Wahlbereich möglich: Galizisch, Katalanisch, Baskisch, Portugiesisch, Russisch, Tschechisch

Besonderheiten: große Sprachenangebot (auch kleinere Sprachen), flexibler Wahlpflichtbereich

Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Standort Germersheim)

Translation (B.A.)

Translation (M.A.) 

Sprachenangebot: Deutsch, Arabisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Neugriechisch, Niederländisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch, Türkisch

Besonderheiten: großes Sprachenangebot und viele Kombinationsmöglichkeiten, großer Wahlpflichtbereich

Universität des Saarlands

Language Science (B.A.)

Translation Science and Technology (M.A.)

Sprachenangebot: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch

Besonderheiten: sehr technikorientiert, praktisches Übersetzen spielt nur eine untergeordnete Rolle

Technische Hochschule Köln

Mehrsprachige Kommunikation (B.A.)

Mehrsprachige Fachkommunikation und Fachübersetzen (M.A.)

Sprachenangebot: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch

Besonderheiten: obligatorisches Auslandssemester bzw. Firmenpraktikum, Schwerpunktwahl im B.A.

Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt

Fachübersetzen (B.A.)

Fach- und Medienübersetzen (M.A.)

Sprachenangebot: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch; Neueinstieg ggf. in Italienisch/Schwedisch möglich

Besonderheiten: B.A.: nur für Studierende der Bayerischen Fachakademie für Fremdsprachenberufe; im M.A. Fokus auf die Fachbereiche Technik, Pharmazie und Medizin

Universität Hildesheim

Internationale Kommunikation und Übersetzen (B.A.)

Internationale Fachkommunikation – Sprachen und Technik (M.A.)

Sprachenangebot: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch

Besonderheiten: obligatorisches Auslandssemester, großer Wahlpflichtbereich

Fazit

Das Angebot an Übersetzungsstudiengängen in Deutschland ist im Vergleich zu anderen Fächern überschaubar. Doch die Bandbreite an Inhalten innerhalb der jeweiligen Studiengänge unterstreicht, dass Übersetzen viel mehr ist als die reine Beherrschung einer Sprache – und dass Humanübersetzer*innen Kompetenzen erlernen, die der KI fehlen. Wer sich also in Zukunft beruflich in diesem Bereich sieht, sollte unbedingt eine der aufgezählten Studienoptionen für sich in Betracht ziehen. Eine bessere Basis für den Berufseinstieg als Übersetzer*in gibt es nicht!

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