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Maschinelle Übersetzung vor Gericht

11
Nov., 2025

Warum juristische Präzision mit KI nicht garantiert ist – und was passiert, wenn’s schiefgeht.

KI-gestützte Übersetzungstools werden immer besser und schneller – aber wenn es um juristische Präzision geht, ist Schnelligkeit nicht alles. Schon ein einziger Übersetzungsfehler in einem juristischen Dokument kann teuer werden – im schlimmsten Fall steht das gesamte Verfahren auf dem Spiel.

Jurist*innen greifen immer häufiger auf KI-gestützte Übersetzungstools zurück – etwa bei Verträgen, Gerichtsdokumenten und Verfahrensunterlagen. Diese meist kostenlosen Tools versprechen zwar Arbeitserleichterung per Mausklick und liefern einen groben Überblick über den Textinhalt – doch ihre Grenzen sollten nicht unterschätzt werden. Schon kleine Fehler – falsche Terminologie, übermäßig präzisierte Mehrdeutigkeiten oder missverstandene juristische Feinheiten – können schwerwiegende Folgen haben. Bei Rechtsübersetzungen geht es um weit mehr als nur sprachliche Präzision – mitunter steht der Ausgang eines gesamten Rechtsstreits auf dem Spiel.

Risiko durch Terminologie- und Kontextfehler

In juristischen Texten finden sich zahlreiche Fachbegriffe, deren Bedeutung stark vom Kontext abhängt. Was in dem einen Rechtssystem als verständliche Klausel gilt, kann in einer anderen Sprache mehrdeutig sein oder sogar eine ganz andere Bedeutung haben. Aktuelle Studien belegen: Wenn es um Klarheit und terminologische Präzision geht, sind qualifizierte menschliche Übersetzer*innen der KI weit überlegen. Eine 2025 im International Journal of Language & Law veröffentlichte Vergleichsstudie kam zu dem Ergebnis, dass Übersetzer*innen durchgängig präzise juristische Terminologie anwandten, während KI-Modelle wie ChatGPT oftmals weniger exakte und allgemeinere Begriffe verwendeten. Ein Beispiel für die Risiken maschineller Übersetzung: Eine fehlerhafte Übersetzung einer Freistellungsklausel oder das Übersehen rechtlicher Unterschiede im Vertragsrecht – beispielsweise bei Begriffen wie „Haftung“, „Garantie“ oder „höhere Gewalt“ – kann die Risikoverteilung komplett verändern. Im juristischen Bereich droht auch die Gefahr einer übermäßigen Abhängigkeit von Technologie. Werden KI-generierte Inhalte als unfehlbar betrachtet – obwohl sie inhaltlich oft fehlerhaft oder gar erfunden sind – kann dies das kritische Denkvermögen und die professionelle Urteilsfähigkeit untergraben, die in der juristischen Praxis unverzichtbar sind.

Das Blackbox-Problem

Einer der zentralen Unterschiede zwischen menschlicher und KI-generierter Übersetzungen ist die Frage der Verantwortlichkeit. Fehler juristischer Übersetzer*innen lassen sich nachvollziehen und können durch etablierte Standards überprüft und korrigiert werden. Bei KI-generierten Übersetzungen fehlt diese Transparenz. Man spricht hier vom „Blackbox-Problem“: Zwar sind Eingabe (Originaltext) und Ausgabe (Übersetzung) sichtbar, der Entscheidungsweg der KI bleibt jedoch undurchsichtig. Wenn ein Fehler zu einer falschen juristischen Auslegung führt, wird schwierig, die Verantwortlichen zu identifizieren. In streng regulierten Bereichen, in denen potenziell jedes Wort vor Gericht genau geprüft wird, birgt diese fehlende Nachvollziehbarkeit ernsthafte professionelle und ethische Risiken. Können Jurist*innen den Entscheidungsprozess einer KI hinsichtlich bestimmter Begriffe oder Formulierungen nicht nachvollziehen, besteht die Gefahr, dass an Dokumenten, die eigentlich Recht und Klarheit schaffen sollen, gezweifelt wird.

Eine ethische Frage

Der Einsatz maschineller Übersetzungen birgt nicht nur das Risiko technischer Fehler, sondern wirft auch eine Reihe ethischer Fragen auf. Jurist*innen unterstehen der beruflichen Sorgfaltspflicht gegenüber ihren Mandant*innen. Dieser können sie unter Umständen nicht nachkommen, wenn sensible Aufgaben delegiert und persönliche Daten an automatisierte Systeme weitergegeben werden. Die Verwendung von KI-generierten Übersetzungen ohne angemessene Überprüfung kann gegen das Prinzip der informierten Einwilligung verstoßen – insbesondere wenn Mandant*innen nicht über die maschinelle Verarbeitung ihrer Dokumente informiert wurden. Der Einsatz von KI bei der Übersetzung juristischer Dokumente wirft auch datenschutzrechtliche Fragen auf. Da viele KI-Modelle cloudbasiert arbeiten, besteht die Gefahr, dass sensible Daten gespeichert, für das Training neuer Modelle genutzt und in den Ausgaben anderer Nutzer angezeigt werden – ein schwerwiegender Verstoß gegen Vorschriften wie die EU-DSGVO. Das Rechtssystem beruht grundsätzlich auf menschlichem Ermessen – von Geschworenen über Jurist*innen bis zu Richter*innen. Durch die Einführung von künstlicher Intelligenz gerät der gesamte Rechtsprozess in eine schwierige Grauzone.

In Situationen, in denen ein einziges Wort über Gerechtigkeit sowie Rechte und Pflichten entscheiden kann, haben ethische Fehltritte im Umgang mit KI nicht nur schwerwiegende Folgen – sie gefährden die Integrität des gesamten Rechtssystems. Bereits eine einzige falsche Übersetzung kann die Haftungsverteilung verändern, einen Vertrag unwirksam machen oder den Ablauf eines Gerichtsverfahrens beeinflussen. Deshalb ist der Einsatz qualifizierter Übersetzer*innen im juristischen Bereich – und darüber hinaus – unverzichtbar.

Seit über 25 Jahren sorgt das spezialisierte Übersetzerteam von Peschel Communications mit rechtlichem Know-how, präziser Sprache und sicherem Umgang mit juristischer Terminologie für fachliche Übersetzungen auf muttersprachlichem Niveau. Mehr über unsere Expertise in der Übersetzung juristischer Texte erfahren Sie hier.

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