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Den Nagel auf den Kopf getroffen – Übersetzung von Redewendungen

16
Aug, 2018
Gastbeitrag von Marieke Herbrechtsmeier

Spanisch, double Dutch oder chino?

Redewendungen sind ein fester Bestandteil jeder Sprache. Sie entwickeln sich durch kulturelle und geschichtliche Begebenheiten, die mit der Zeit in Vergessenheit geraten, so dass nur der Wortlaut bleibt. Kaum einer macht sich Gedanken darüber, warum es einem Deutschen spanisch vorkommt, wenn etwas seltsam oder unverständlich ist. Wer weiß schon, dass diese Redewendung wohl auf eine Zeit zurückzuführen ist, als der spanische König Karl V 1519 deutscher Kaiser wurde und die spanischen Gepflogenheiten am Hof unbekannt waren und dem Deutschen als Gewohnheitstier äußerst merkwürdig erschienen.

Kommt das dem Spanier spanisch vor?

Für deutsche Muttersprachler ist das Verständnis dieser Redensart kein Problem. Wir benutzen sie, ohne groß darüber nachzudenken. Für Ausländer, die die deutsche Sprache nicht perfekt beherrschen, sieht die Sache schon anders aus. Würde man Redewendungen wörtlich übersetzen, ergäben sie wenig bis gar keinen Sinn, da nationale Unterschiede – und mögen sie noch so klein sein – eine große Rolle spielen. Gut, dass es sinngemäße Redensarten in anderen Sprachen gibt, die in solchen Situationen helfen. Denn dass etwas Unverständliches dem Spanier spanisch vorkommt, ist doch sehr unwahrscheinlich.

Eier, Erbsen oder Tropfen?

Stattdessen sagen die Spanier “esto me suena a chino”, was wörtlich übersetzt so viel heißt wie: das klingt chinesisch für mich. Auch die Franzosen verbinden chinesisch mit Unverständlichkeit, “c’est du chinois” und in England ist das alles „double-dutch“.
Wenn sich zwei Menschen sehr ähnlich sehen, sagt man in Deutschland, sie gleichen sich wie ein Ei dem anderen. In England ähnelt man sich wie zwei Erbsen “like two peas in a pod” und sowohl in Frankreich als auch in Spanien sieht man sich ähnlich wie zwei Wassertropfen („se ressembler comme deux gouttes d’eau“ und „parecerse como dos gotas de agua“).

Was machen die Eulen in Athen?

Westeuropäische Sprachen haben einen sehr ähnlichen Kulturkreis und sind auch linguistisch gesehen verwandt, daher lassen sich bei ihren Redewendungen Ähnlichkeiten feststellen. Sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden bedient man sich eines griechisch angelehnten Bildes, wenn man Eulen nach Athen trägt. Damit waren sowohl echte Eulen, als auch athenische Münzen gemeint, die damals den Spitznamen „Eulen“ erhielten, da das Tier auf die Rückseite der Münze geprägt worden war. Athen war zeitweise eine sehr reiche Stadt, weswegen Witze darüber gemacht wurden, dass man ja nicht noch mehr Geld nach Athen bringen müsse. Der Brite hingegen trägt Kohle nach Newcastle (“carry coal to Newcastle”), einem Ort in England mit hohem Kohlevorkommen. Der Franzose bringt Holz in den Wald (“porter du bois à la forêt”), der Italiener schüttet Wasser ins Meer (“portare acqua al mare”) und der Spanier verkauft dem Imker Honig (“vender miel al colmenero”).

Die richtige Verwendung von Redensarten gelingt meist erst, wenn man eine Sprache auf sehr hohem Niveau beherrscht. Für Übersetzer und Dolmetscher bringen sie Farbe ins Leben – bereiten aber auch nicht selten Kopfzerbrechen.

Quellen:

https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/

https://www.phrases.org.uk/meanings/double-dutch.html

http://www.redensarten.net/Eulen.html

http://www.linguaemundi.info/sprachspiele/sprichworter-und-redensarten

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